Die Bachletten-Fans, welche den aufgeblähten 33-Mann-Kader auswendig kennen, wundern sich: Tom Heusler hinten rechts? Ja! Der Passepartout, der meistens im zentralen Mittelfeld oder in der Sturmspitze agiert – diese Saison auch schon am linken Flügel – spielt somit auf einer vollkommen neuen Position. Die Defensive ist personell generell dünn besetzt, so dass auch Shootingstar Mattia Schärrer in Abwesenheit von Noam Schmidhauser und Julian Dombois wieder in der Innenverteidigung aufgestellt wird. Somit ist viel offensives Gedankengut auf dem Feld. Mit Lars Nedwed, Valentin Roos, Benjamin Klemperer und Xaver Dill zeigt sich dies auch in den vorderen Reihen. Dennoch kommen die 2020er vorerst zu keinen zwingenden Abschlüssen. Timau II stellt hoch zu und bringt den FCB in Bedrängnis. Das Spiel wurde ins heimische Bachi verlegt, doch die Südwestbasler können keinen Heimvorteil daraus ziehen, da das Hauptfeld weiterhin schwierig zu bespielen ist. Es ist aber nicht nur das Feld holprig, sondern auch die eigene Leistung. Ein paar Minuten nach dem Führungstreffer der AS Timau vollzieht Trainer Schmidhauser deswegen bereits einen Vierfachwechsel! Kapitän Nicolas Staehelin, Simon und Santiago Seghezzo sowie Louis Bernet betreten nach einer halben Stunde das Feld. Allesamt zeigen darauf eine starke Partie und sind verantwortlich für eine Leistungssteigerung Bachlettens. Bernet ist es dann auch, welcher in der 37. Minute das 1:1 erzielt. Julian Schneiders Ecke wird vorerst geblockt, doch Heusler legt ihm den Ball nochmals auf. Dieses Mal kommt Schneiders Flanke perfekt auf den zweiten Pfosten, wo Joker Staehelin das Gerät an den Innenpfosten köpft. Dann steht Bernet, wo ein Instinktstürmer wie er zu stehen hat und drückt ihn über Linie – Saisontreffer Nummer zwei für den 20-jährigen Neuzugang. Die zweite Halbzeit beginnt äusserst unglücklich. Keine drei Minuten sind gespielt, als Timau einen Freistoss ohne Bedrängnis kurz ausführen kann. Die Flanke kommt in die Mitte und ein Kopfball schlägt ein. Genau solche Situationen sollten die Gurken eigentlich vermeiden. Mit der erneuten Führung im Rücken beginnt nun der pure Anti-Fussball der offiziellen Heimmannschaft: Zeitverzögerung, Ball-Wegschlagen, Simulieren. Das wäre ja eigentlich noch relativ harmlos, doch leider gesellen sich zu diesen Taktiken auch noch bösartige Fouls mit offener Sohle und eine offensichtliche Tätlichkeit, welche nur mit gelb bestraft wird. Ein Spielrhythmus kommt also nicht auf, Fussball wird wenig gespielt. Klar, dafür ist man ja auch nicht hier, oder? Kurzer Themawechsel: Wie ergeht es eigentlich Heusler als rechter Aussenverteidiger? In der 85. Minute schaltet er sich ein, flankt in die Mitte, wo der furchtlose Simon Seghezzo gegen den grossgewachsenen Torhüter grandios das Luftduell gewinnt. Sein Kopfball wird zu perfekten Vorlage für Bernet, der den Ball erneut nur noch über die Linie zu drücken braucht, 2:2! Louis, wir wollen ein Kind von dir! Jetzt wollen die Grünen mehr – von Timau kommt fussballerischer schon länger nichts mehr. Die Zeit verstreicht, die Emotionen kochen hoch. Kurz vor Schluss wird dann endlich ein Mann mit rotem Shirt mit einer roten Karte vom Platz verwiesen. Aufgrund der nicht aufhörenden Zeitverzögerung sind wir nun schon in der siebten Nachspielminute. Es gibt nochmals einen Freistoss aus gefährlicher Position für den FC Bachletten. Nedwed übernimmt die Verantwortung. Er schiesst nicht etwa, sondern schippelt den Ball gefühlvoll in die gefährliche Zone. Da kommt Simon Seghezzo angeflogen und köpft den Ball tatsächlich in die Maschen, GOOOOOLAAAAAAAAAAZOOOOOOOOOO!!! Der Jubel ist riesig, die Genugtuung gigantisch und die drei Punkte mehr als verdient. Es ist der erste Sieg in der Nachspielzeit in der jungen Bachlettener Historie. Simon Seghezzo, der bereits bei seiner Vorstellung vor vier Jahren als potenzieller Publikumsliebling angepriesen wurde, hat dies mehr als bestätigt. Auch in diesem Spiel ist es seinen beiden mutigen Kopfbällen zu verdanken, dass die Mannen von Fionn Bumann und Schmidhauser keinen groben Dämpfer hinnehmen müssen. Nach Abpfiff lässt sich der Gegner noch zu einer ungeahndeten Ohrfeige hinreissen – kein Kommentar. Bachletten lässt sich die Freude dadurch nicht nehmen und lässt die untere Tabellenhälfte für Erste hinter sich.

Dieses geile Erlebnis und die brutale Mentalität muss man nun unbedingt mitnehmen. Am Donnerstag wartet nämlich ein absoluter Kracher: das Sechzehntelfinale des Basler Cups! Der Gegner ist der HNK Croatia Basel. Croatia ist diesen Sommer aus der Fusion des NK Alkar und des NK Posavina entstanden. Gegen Posavina haben wir in der Saison 2022/23 gespielt und zweimal gegen den späteren Aufsteiger verloren. Croatia spielt bei uns in der Gruppe und ist dann auch gleich der nächste Gegner in der Liga am nächsten Wochenende. Damit gibt es das Duell zweimal innerhalb von vier Tagen. Dem FCB 2020 bietet sich im Cup die Gelegenheit, zum ersten Mal ins Achtelfinale einzuziehen. Dies wäre ein sensationeller Erfolg. Dass es ein 4.-Ligist unter die letzten 16 schafft, ist alles andere als selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass alleine 14 2.-Ligisten mitspielen. Dazu kommen noch zwei Dutzend 3.-Liga-Mannschaften. Der Anpfiff ist um 20:45 auf dem Pfaffenholz. Wir freuen uns auf eure Unterstützung, Spektakel ist garantiert.